HeatResilientCity II

Hitzeanpassung urbaner Gebäude- und Siedlungsstrukturtypen — Akteursorientierte Umsetzungsbegleitung zur Stärkung der Klimaresilienz und Gesundheitsvorsorge

Im Forschungsprojekt HeatResilientCity II (HRC II) werden Praxis-Akteur*innen auf der Basis von Forschungsergebnissen befähigt, die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an sommerliche Hitze zu forcieren und zu verstetigen. Die zweite Förderphase baut dabei auf den Ergebnissen des Vorläuferprojekts HRC auf (10/2017 - 01/2021), das wirksame, sozial gerechte und nutzerakzeptierte Anpassungsmaßnahmen entwickelte und umsetzte. Es identifizierte zudem wesentliche Akteur*innen, Treiber und Hindernisse von Anpassungsmaßnahmen.

Auf dieser Wissensbasis, die in HRC II auf der Ebene von verschiedenen Gebäude- und Siedlungsstrukturtypen erweitert und generalisiert wird, sollen Praxis-Akteur*innen "passgenau" beraten und qualifiziert werden. Das Wissen wird zudem in bestehenden und neu zu schaffenden Netzwerken etabliert. Die hierfür genutzten Kommunikations- und Kooperationsprozesse, involvierten Praxis-Akteur*innen sowie Austauschformate sind in Abbildung 1 zusammengefasst. Das Verbundprojekt HRC II setzt auf den bewährten Forschungsverbund, der um Partner*innen aus dem Bereich Gesundheitsförderung und Prävention erweitert wurde.



Ziel

Im Mittelpunkt von HRC II steht der Wissenstransfer in die Gesellschaft. Ziel des Wissenstransfers ist es, die Akteur*innen Zivilgesellschaft, Verbände, Kommunalverwaltungen, Politik, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen adressatengerecht anhand von Forschungsergebnissen zu qualifizieren, zu beraten und für die Umsetzung zu befähigen sowie darin zu begleiten (vgl. Abb. 1). Die Arbeit setzt an spezifischen Umsetzungshindernissen an, die bereits in HRC intensiv bearbeitet wurden. Diese sind die (1) oft fehlenden bzw. unklaren Zuständigkeiten (Klimaanpassung als freiwillige Aufgabe in den Kommunen), die gering ausgeprägte ämterübergreifende Zusammenarbeit zur Querschnittsaufgabe Klimaanpassung und mangelnden Ressourcen in den Verwaltungen, (2) heterogenen Eigentümerstrukturen, (3) vermeintliche Nicht-Zuständigkeit, (4) mangelndes Wissen oder (5) fehlende Sensibilisierung seitens der Wohnraumeigentümer*innen und -verwalter*innen, der kommunalen Verwaltungen, der betroffenen Bürger*innen sowie der anderen adressierten Praxis-Akteur*innen.

Für die verschiedenen Anliegen des Wissenstransfers werden wirksame Kommunikations- und Kooperationsformate unter Einbeziehung der Akteur*innen und ihrer Bedarfe entwickelt. Das wirkungsorientierte Kommunikationsdesign in den unterschiedlichen Formaten dient zur Stärkung der als Treiber wirkenden Motivationsfaktoren wie Problembewusstsein, Verantwortung und Wissen. In den angebotenen Qualifizierungen, Themen- und Expertenworkshops, Beratungen und in den transferorientiert geleiteten gemeinsamen Arbeits- und Kommunikationsprozessen wird anwendbares Lösungswissen generiert und in die entscheidungs- und umsetzungsvorbereitenden Prozesse der Akteur*innen integriert.


Module

Das Forschungskonzept besteht aus vier Modulen:

In Modul 1 werden durch die Praxis nachgefragte Indikatoren entwickelt, um die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen an Hitze bewerten und adressatengerecht vermitteln zu können. Diese Indikatoren werden in ein Tool für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung auf Quartiersebene integriert.

Modul 2 widmet sich der weiteren systematischen Untersuchung von einem breiten Bestand an Wohngebäuden im Hinblick auf deren Verletzbarkeit gegenüber Sommerhitze und dem Bereitstellen von gebäudetypenspezifischen Anpassungsmaßnahmen. Für andere Regionen und Städte Deutschlands wird die Übertragbarkeit der bereits entwickelten Anpassungskonzepte geprüft. Darüber hinaus wird die entwickelte Modellkette Stadtklimasimulation - Gebäudesimulation genutzt, um den Einfluss von Maßnahmen im Freiraum auf das Mikroklima im Quartier und auch dessen Auswirkung auf die Hitzebelastung im Gebäude zu analysieren.

Modul 3 bildet den Umsetzungsschwerpunkt des Projektes. Hier werden neue Rollenverständnisse innerhalb der Verwaltungen etabliert und verstetigt. Akteur*innen werden qualifiziert und zum Handeln befähigt, ein Gesundheitsnetzwerk aufgebaut sowie ein Handbuch für lokales Hitzemanagement entwickelt. Kenntnisse einer Machbarkeitsanalyse zu hitzeresilienten Sharing-Ansätzen für Wohnungsgenossenschaften werden in die Praxis transferiert.

Modul 4 dient dem inter- und transdisziplinären Projektmanagement, das den Wissenstransfer durch geeignete Kommunikationsformate gezielt unterstützt.

 

 


HeatResilientCity (HRC) - Hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten – Bewohnerorientierte Wissensgenerierung und Umsetzung in Dresden und Erfurt (10/2017-01/2021)

 

 

Herausforderungen HRC

Steigende Hitzebelastung ist eine der folgenreichsten Umwelteinwirkungen für die Bewohner/innen stark verdichteter Wohnquartiere. Hitzeperioden im Sommer können sowohl die Behaglichkeit und Leistungsfähigkeit des Menschen in Innenräumen von Gebäuden als auch die Aufenthaltsqualität im Freien erheblich mindern.

Es gibt wesentliche Erkenntnisfortschritte hinsichtlich regionaler Analysen der klimawandelbedingten Zunahme der Lufttemperatur. Demgegenüber sind jedoch lokale Hitzebelastungen und ihre Wirkungen auf Gebäude, Freiräume und Bewohner/innen sowie die Effekte von Anpassungsmaßnahmen zur Minderung der nachteiligen Folgen erst ansatzweise bekannt.

Zu diesen umsetzungsrelevanten Wissenslücken zählen beispielsweise (i) die Wirkung baukonstruktiver und gebäudetechnischer Maßnahmen zur Verbesserung des sommerlichen Wärmeschutzes, (ii) die Perspektiven der Bewohner/innen als Betroffene von Hitzebelastungen und ihre sozialräumlichen Bezüge sowie (iii) die Wechselwirkungen zwischen stadtklimatischen Faktoren und Ökosystemleistungen.

Ziele HRC

HeatResilientCity (HRC) entwickelt und realisiert innovative, sozial gerechte und nutzerakzeptierte Anpassungsmaßnahmen, welche die Reduzierung der sommerlichen Wärmebelastung von Menschen in Gebäuden und Freiräumen unterstützen.

In Beispielquartieren in Dresden und Erfurt untersucht das Projektteam die Perspektiven, Bewertungen und Möglichkeiten der Bewohner/-innen. Gemeinsam mit Akteuren aus der Gebäudewirtschaft und Stadtentwicklung bilden die Kompetenzen und Expertisen der wissenschaftlichen Partner ein kreatives und innovatives Umfeld innerhalb der Quartiere.

Die beiden Städte koordinieren die innerstädtische Vernetzung, verantworten das Management der Reallabore und unterstützen die Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen u.a. durch Mitwirkung ihrer Fachbehörden.

Der inter- und transdisziplinär zusammengesetzte Forschungsverbund adressiert gezielt bestehende Zielkonflikte, erhöht die Akzeptanz von Klimaanpassungsmaßnahmen, baut Umsetzungsbarrieren ab und leistet damit einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung.


Module HRC

Modul 1 | Wirkungsanalyse von Klimawandel und Anpassungsoptionen

Modul 1 liefert die aktuellen und zukünftigen klimatischen Eingangsgrößen für die Beispielquartiere in Dresden und Erfurt. Die in Modul 3 entwickelten und ausgewählten Anpassungsmaßnahmen an Hitzebelastungen werden in verschiedenen Bereichen untersucht. So werden die thermischen Belastungen für die Bewohner/-innen in Freiräumen und in Gebäuden, die Wirkungen von mittleren klimatischen Belastungen und Klimaextremen auf Gebäude, die zukünftigen Anforderungen an haustechnische Systeme sowie die klimaregulative Leistungsfähigkeit städtischer Ökosysteme analysiert.

Aus der Bearbeitung von Modul 1 resultieren für die Quartiere in Dresden-Gorbitz und der Erfurter Oststadt angepasste Daten für hitzebedingte Klimarisiken, z. B. die Definition einer mittleren und extremen sommerlichen Hitzeperiode im Klima-Zeitraum 2021 bis 2050. Darüber hinaus werden die Inputdaten zur Bestimmung humanbiometeorologischer Indizes generiert. Mit Hilfe dieser Maßzahlen lässt sich die Hitzebelastung der Bewohner/-innen in Gegenwart und Zukunft bewerten. Die Auswirkungen künftiger Hitzeperioden auf Ökosystemleistungen und Biodiversität werden ebenfalls für die Beispielquartiere in Dresden und Erfurt betrachtet. Auf der Ebene der Gebäude werden die Energiebedarfe des Bestandes unter veränderten Klimabedingungen, insbesondere einer Verlängerung und Intensivierung sommerlicher Hitzeperioden, analysiert. Damit unterstützen die Daten und Werkzeuge von Modul 1 die Wissensvermittlung in Modul 2 sowie die Entwicklung und Erprobung von Handlungsoptionen in Modul 3.

Modul 2 | Akteursperspektiven auf lokale Klimaanpassungsprozesse

Das Modul beschreibt laufende und bereits abgeschlossene Klimaanpassungsmaßnahmen in den Kommunen Erfurt und Dresden. Durch Interviews mit beteiligten Wohnungsunternehmen, der Stadtverwaltungen und -politik, bürgerschaftlichen Organisationen sowie Bewohnerinnen und Bewohnern soll herausgefunden werden, wo die Stärken und wo die Schwächen der bisherigen Anpassungsmaßnahmen in den beiden Städten liegen. Zudem werden im Rahmen der Akteurs- und Netzwerkanalyse die Kommunikations- und Umsetzungshemmnisse für Klimaanpassungsmaßnahmen aufbereitet. Das Modul zeigt mit internationalen und nationalen Good Practice-Beispielen, wie bürgerorientierte Klimaanpassung in der Stadt gut funktioniert. Dazu werden Ausstellungen in beiden Städten vorbereitet und im Sommer 2019 der Öffentlichkeit gezeigt. Befragungen und Informationsveranstaltungen in den hitzebelasteten Quartieren geben den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, mehr über das Thema Hitzebelastung zu lernen und den Prozess der wissenschaftlichen Arbeit mitzugestalten. Eine besondere Methode der Befragung stellen persönlichen Hitzekarten dar, die die subjektiv wahrgenommene Wärmebelastung der Quartiersbewohnerinnen und -bewohner kartographisch erfassen. Dies kann mit der gemessenen Wärmebelastung verglichen werden. Die Ergebnisse der Befragungen, der partizipativen Veranstaltungen und die Erfahrungen von Expertinnen und Experten werden wissenschaftlich ausgewertet und mittels Schlussfolgerungen zusammengefasst.


Modul 3 | Umsetzung auf Bewohner- und Quartiersebene

Modul 3 greift die Eingangsgrößen des Klimawandels (Modul 1) sowie die Wahrnehmungen, Erwartungen und Verhaltensmuster der Bewohner/-innen (Modul 2) aus den Beispielquartieren auf, um spezifische Handlungsoptionen für die Bewohner/-innen, die Gebäudewirtschaft sowie die Stadtentwicklung in Dresden und Erfurt zu entwickeln. Diese sollen in Pilotanwendungen in den Beispielquartieren erprobt werden. Das Modul wird maßgeblich angetrieben, koordiniert und kofinanziert durch die beiden Landeshauptstädte und durch Grundstücks- und Gebäudeeigentümer, wie die Eisenbahner Wohnungsbaugenossenschaft Dresden, unterstützt. Es greift dabei einerseits auf Daten und Werkzeuge aus Modul 1 zurück, um innovative Anpassungsoptionen unter Beachtung ihrer Effektivität und Effizienz zu entwickeln und deren Erprobung zu begleiten. Andererseits steuert Modul 2 die erforderlichen Arbeitsansätze und Techniken für die bewohnerorientierte Steuerung und Begleitung der Aushandlungs- und Priorisierungsprozesse im Sinne der Akzeptanz und der sozialen Gerechtigkeit bei.

Modul 4 | Interdisziplinäres und transdisziplinäres Projektmanagement

Durch die enge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis im Forschungsvorhaben HeatResilientCity wird eine transdisziplinäre Ausrichtung des Vorhabens ermöglicht. Sie spiegelt sich u. a. in einem Co-Design der durchzuführenden Arbeiten wider. Bei diesem Co-Design wurden die Inhalte, Ziele und Arbeitsprozesse der Teilprojekte u. a. eng an den Erfordernissen, Möglichkeiten und zeitlichen Abläufen der umsetzenden Praxis orientiert. Kernpunkte eines darauf ausgerichteten Projektmanagements sind eine gemeinsame Beratung und Steuerung der zentralen inhaltlichen Fragestellungen durch eine Steuerungsgruppe, die Bereitstellung und Moderation geeigneter Dialog- und Kommunikationsformate sowie die kontinuierliche Begleitung der Planungsprozesse in den Beispielquartieren. Die Umsetzung von pilothaften Maßnahmen an und in Gebäuden sowie in Freiräumen ist ein explizites Ziel des Projektmanagements im Forschungsvorhaben. Die enge Verzahnung der Perspektiven, Prioritäten, Erfahrungen und Möglichkeiten der Praxis einerseits und der Methoden und Innovationen auf Seiten der Wissenschaft andererseits erfolgt im Rahmen der Beispielquartiere in Dresden-Gorbitz und der Erfurter Oststadt. In diesen beiden Beispielquartieren sind die umsetzungsorientierten inhaltlichen und koordinatorischen Arbeiten des Projektes verortet.