HeatResilientCity II

Hitzeanpassung urbaner Gebäude- und Siedlungsstrukturtypen — Akteursorientierte Umsetzungsbegleitung zur Stärkung der Klimaresilienz und Gesundheitsvorsorge

Maßnahmen im Freiraum

HeatResilientCity (HRC) - Hitzeresiliente Stadt- und Quartiersentwicklung in Großstädten – Bewohnerorientierte Wissensgenerierung und Umsetzung in Dresden und Erfurt (10/2017-01/2021)

 

 

Hitzeresiliente Haltestelle – Umgestaltung der "Julius-Vahlteich-Straße" in Dresden-Gorbitz (in Planung)

Hitzebelastung an Haltestellen

Der Handlungsbedarf zur Reduzierung der Hitzebelastung an Haltestellen wurde im Rahmen von Meinungsumfragen und Temperaturmessungen deutlich.

Bereits 2017 gaben 89 Prozent der Dresdner Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Meinungsumfrage zum Klimawandel an, dass sie sich mehr Beschattung an Haltestellen wünschen. Im Juli und August 2018 wurden Passanten in Dresden-Gorbitz befragt. Hier ergab sich ein ähnliches Bild: Knapp 80 Prozent der Befragten bewerteten die Beschattung von Haltestellen als sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung der Hitzebelastung an heißen Tagen. 50 Prozent waren der Meinung, dass es mehr begrünte und beschattete Haltestellen geben sollte.

Im August 2018 wurde die Lufttemperatur an mehreren Haltestellen in Dresden-Gorbitz gemessen. So wurden parallel die Temperaturwerte unter den Haltestellendächern, in den direkt besonnten Bereichen außerhalb der Fahrgastunterstände (FGU) und in den direkt angrenzenden, durch Vegetationselemente beschatteten Bereichen erfasst. Die Lufttemperatur unter verglasten FGUs lag dabei meist über der Temperatur, welche außerhalb der FGUs in direkter Sonneneinstrahlung gemessen wurde (siehe Abbildung 1). Beschattete Bereiche außerhalb der FGUs wiesen bis zu ca. vier Grad geringere Temperaturen auf.

Aufgrund des ermittelten Handlungsbedarfs wurde das Pilotprojekt "Hitzeangepasste Haltestelle" ins Leben gerufen. Als Realisierungsort des Pilotprojektes wurde die Haltestelle „Julius-Vahlteich-Straße“ ausgewählt. Verschiedene Module wie Gründach, Pergola, begrünte Geländer und Baumpflanzungen sollen im Rahmen des Pilotprojektes mit der Dresdner Verkehrsbetriebe AG errichtet und hinsichtlich Wirkung, Pflegeaufwand und Bürgerakzeptanz bewertet werden. Durch die Begrünungsmaßnahmen sollen verschattete Bereiche entstehen und sich somit die Aufenthaltsqualität bei Hitze verbessern.

Welche Randbedingungen mussten bei der Planung beachtet werden?

Im Rahmen der ersten Planungsphase wurden fünf im Projektgebiet liegende Haltestellen hinsichtlich klimaverbessender Maßnahmen planerisch bewertet. Für die ausgewählten Haltestellen wurden verschiedene mögliche Planungsansätze und Ideen unter Integration des Bestandes sowie unter Beachtung der örtlichen Verhältnisse entwickelt.

Die Lösungen sollen optisch ansprechend, als Werbestandort geeignet, robust, dauerhaft in der Ausführung und möglichst pflege- und wartungsarm sein. Bei der Bepflanzung ist aus diesem Grund zwingend auf eine angepasste Artenwahl zu achten. Ebenso sollte möglichst das Regenwasser vor Ort gespeichert und zur Bewässerung genutzt werden können. Außerdem sind Aspekte der Kriminalprävention (Sozialkontrolle, Einsehbarkeit) bei der Begrünung von Rück- und Seitenwänden zu berücksichtigen. Weitere Voraussetzungen sind die behindertengerechte Gestaltung, die Gewährleistung des Vogelschutzes sowie der Zugänglichkeit für Reinigungsarbeiten.

Die erarbeiteten Lösungen wurden den beteiligten Ämtern und der DVB im Rahmen einer ersten Ideenpräsentation im Juli 2019 vorgestellt (siehe Abbildung 2).

Bürgerbeteiligung sowie weitere Planung & Umsetzung

Statt des im April 2020 geplanten Beteiligungsworkshops führten das Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation der FH Erfurt (ISP) und die Landeshauptstadt Dresden gemeinsam mit der DVB AG und der Planungsgemeinschaft Blaurock/Dietzel Landschaftsarchitekten vom 25. Mai bis zum 21. Juni 2020 eine Online-Befragung auf dem Beteiligungsportal Sachsen durch.

An der Online-Befragung nahmen 1.210 Personen im Alter von 11 bis 83 Jahren teil, davon 175 Personen aus Gorbitz. Erneut berichteten über 80 Prozent der Befragten, dass sie das Thema "Hitzebelastung an Haltestellen" betrifft.

Neben dem Schutz vor Niederschlag, Wind und Kälte war den Teilnehmer*innen der Schutz vor Hitze durch Verschattung und Begrünung sehr wichtig. Die Befragten schätzten insbesondere die Haltestellen "Amalie-Dietrich-Platz" und "Julius-Vahlteich-Straße" als besonders von Hitze betroffen ein. Als Maßnahmen werden von den Befragten insbesondere die Pflanzung von Bäumen, Sträuchern oder Hecken sowie Unterstände mit Dachbegrünung favorisiert (siehe Abbildung 3)

Im Rahmen der Online-Beteiligung haben die Befragten viele Anmerkungen und Fragen bzgl. des Pilotprojektes übermittelt. Die Fragen wurden von den Projektbeteiligten beantwortet und im Dokument "Heißer, heißer, Haltestelle? – Fragen & Antworten" zusammengestellt. Die Planer*innen haben die Anmerkungen, z.B. zu Pflege und Langlebigkeit, in ihre Arbeit einfließen lassen.

Insgesamt fiel die Resonanz zur Online-Befragung hinsichtlich des bisherigen Planungsstands sehr positiv aus. Die Projektbeteiligten sehen sich in Ihrer Arbeit im Wesentlichen bestätigt.

Einen umfassenden Einblick in die Ergebnisse bietet der Ergebnisbericht für Bürgerinnen und Bürger .

 

Ausblick

Langfristiges Ziel ist die Einarbeitung wirksamer Lösungen in das Standardhaltestellenkonzept der DVB AG.